Fachkräftemangel im Handwerk: Volle Hörsäle, leere Werkbänke

Der Fachkräftemangel im Handwerk ist allgegenwärtig. Der akademische Bildungssektor boomt hingegen. Aktuell sind knapp drei Millionen Studenten an deutschen Hochschulen eingeschrieben. Seit dem Jahr 2007 ist die Zahl der Studenten um 30 Prozent gestiegen. Dies entspricht einem Sprung von 1,9 auf 2,9 Millionen in 15 Jahren. Das Wachstum der Studentenschaft geht einher, mit einer zunehmenden Ausdifferenzierung des Studienangebots auf inzwischen über 20.000 verfügbare Studiengänge.

Die vollen Hörsäle stehen im Kontrast zum Nachwuchsmangel im dualen Ausbildungssystem. 42 Prozent der IHK-Ausbildungsbetriebe konnten im Jahr 2021 nicht alle Ausbildungsplätze besetzen – ein Negativrekord. 36 Prozent dieser Betriebe haben keine einzige Bewerbung erhalten. In den letzten zehn Jahren ist die Gesamtzahl der neuabgeschlossenen Ausbildungsverträge um 17,4 Prozent eingebrochen. Gab es im Jahr 2011 noch 1.460.658 Azubis, waren es zehn Jahre später nur noch 1.255.440 – ein Minus von 12 Prozent.

 

Überakademisierung ist „Irrweg“

Viele Handwerksunternehmen sehen in der Mitarbeitergewinnung eine der größten Herausforderungen für die nächsten Jahre. Bundesweit, so der ehemalige Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks Hans-Peter Wollseifer, fehlten im Handwerk 250.000 Fachkräfte – u.a. in sämtlichen Baugewerken und den Bereichen Heizung, Sanitär und Elektrik. Auch für Dachdeckerunternehmen ist der Fachkräftemangel im Handwerk eine große Herausforderung.

Wollseifer bezeichnete die Überakademisierung zuletzt als „Irrweg“ und forderte eine Wende in der Bildungspolitik. „Wir müssen weg von der Vorstellung, dass nur ein Studium beruflichen und persönlichen Erfolg bringen kann, und hin zu mehr Anerkennung und Wertschätzung der beruflichen Bildung“, so Wollseifer. Es dürfe keine Zweiklassengesellschaft in der Bildungspolitik mehr geben, so der ehemalige Handwerkspräsident kurz vor dem Ende seiner Amtszeit.

 

Fachkräftemangel im Handwerk: So werben ZVDH und ZVSHK um Nachwuchs

Der Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH) packt die Herausforderung mit einer geradlinigen Imagekampagne an. Mit dem Slogan: Dachdecker – Dein Beruf! wirbt er auf einer eigens eingerichteten Themenwebseite und in sozialen Netzwerken um Lehrlinge. Die Inhalte betonen die Zukunftssicherheit und Vielseitigkeit des Dachdeckergewerks. In kurzen Videostatements berichten Dachdecker, was sie an ihrem Beruf fasziniert. Die Beiträge vermitteln authentisch und teilweise augenzwinkernd einen Eindruck vom Lebensgefühl junger Dachdecker.

Auch der Zentralverband Sanitär-Heizung-Klima (ZVSHK) geht in die Offensive. Unter https://www.zeitzustarten.de/ präsentiert sich das SHK-Handwerk als krisenfester und spannender Ausbildungszweig.

Kontakt

DILEX KG

16. Januar 2023

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